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14 March 2020

Borderstories

Ende April 2019
Das Frühstück im kutzscha sa gosti war sehr gut, dazu gab es ein kleines Näpfchen selbst gemachte Marmelade, handbeschriftet mit der Telefonnummer des Hauses als Souvenir. Schnell war ich an dem kleinen Grenzübergang nach Griechenland. Gestern habe ich ein wenig mit einem Bulgaren, Inhaber eines kleinen Ladenzentrums, geplaudert. Er war stolz, dass in Ivailovgrad nur Bulgaren wohnen, dazu ein paar Deutsche und Engländer. Es gäbe keine Türken, Griechen und Schwarze. Hitler wäre ein guter Mann gewesen, bis auf die Dummheit, sich mit den Russen anzulegen. Meine Reiseroute nach Burgas über die Türkei wollte er mir ausreden. Dann im ersten größeren griechischen Dorf, in Fylakio, wieder die Warnung vor dem Nachbarn. Es wäre doch viel schöner in Griechenland, und von Igoumenitsa könne man nach “Napoli” und Rom. Die Unterhaltung führten wir in Deutsch. Der Gast forderte immer wieder den Wirt auf, mit mir doch Deutsch zu reden.
Thrakienbeim Dorf Kyprinos

In Ritsia fährt die deutsche Bundespolizei Streife. Mein Nachbar in der Kneipe, wo ich noch mal ein paar Bier auf Vorrat pichelte, sagte, dass sie hier drei Polizeitruppen haben: Die griechische Grenzpolizei, die deutsche Bundespolizei und die FRONTEX-Polizei. Das seien die im Tarnanzug und Militärfahrzeugen. Die Grenze bei Kastanies kündigt sich mit Verbotsschildern zum Fotografieren an. Dann folgen rechts und links ein paar befestigte Militärstellungen. In einem Hain liegt die Kontrollstelle, die Abwicklung mit einem Ausweis, der was gilt, geht reibungslos. Man kann noch schnell einen großen Duty-Free-Shop besuchen. Dann einige hundert Meter eine schmale Stacheldrahtgasse (das ist kein LKW oder Bus-Übergang) zum türkischen Kontrollpunkt, wo alles etwas weniger martialisch aussieht. Ich werde herzlich begrüßt und bin zum ersten Mal in meinem Leben in der Türkei. Wie schon in Griechenland ist das hier eine landwirtschaftlich fruchtbare Gegend bei der Mündung der Arda in den Evros/Mariza/Meric, viel Gemüse und Obstanbau auf beiden Seiten. Dann erreiche ich bald den Vorort von Edirne mit der Thrakischen Universität. Leider ist immer noch nichts von einer Geldwechselstelle zu sehen, obwohl rechts und links es viele gastronomische Angebote gibt.

ThrakienDie Tunca-Brücke über die Mariza mit der Selimiye-Moschee im Hintergrund

Ich überquere den Evros/Mariza/Meric auf zwei alten türkischen Brücken. Sie verlaufen bis zur Mitte aufwärts, es kommt der Divan, dann rollert es auf Marmorplatten abwärts. Und dann … der orientalische Alptraum, wimmelnde Basargassen. Hinter mir hupen die Autos, vor mir huscht ein Servierer mit einem Tablett mit fünf vollen Caj-Gläsern zum LED-Lampenhändler.

Aufstieg ins Strandsha-Gebirge

Aufstieg zum Strandshaunten die Stadt Kirklareli

Die Nebenstraße über Kuzulu führte mich in eine großartige Landschaft voller Wollsack-verwitterter Granitfelsen.

Thrakien

Kuzulu stellte sich als wirklich urtümliches Hirtendörfchen heraus, “Kuzu” ist das Lamm. Endlich erreichte ich nach einem steilen Aufstieg auf Makadam-Straße den Highway.

Highway zur Grenze nach Bulgarien

Bis auf wenige hundert Meter war vom Verkehr nichts zu hören. In der Tat, wenig Verkehr, breiter Randstreifen und es rollert sogar gut bergauf. Dann ein Wegweiser zu einem Restaurant links rein in die Wildnis des Strandsha. Welch eine Entdeckung: Ein rothaariger Türke aus Bulgarien wies mir sofort in Englisch einen Platz an und protzte mit der Küche aus einheimischen Fisch und Fleisch. Ich wähle eine Lammfleisch-Pfanne (gjuvetsch) und Salat. Das ist mal eine Idee für die lausigen Bosnier mit ihren kalten gegrillten überteuerten Lamm. Das gegrillte Lammfleisch ist im gjuvetsch noch mal scharf angebraten worden und siedend heiß serviert, ein Leckerbissen. Ich mache eine 3-Bier-Pause, es sind wohl nur noch 12 km bis Bulgaristan. Jetzt sind gerade noch drei mächtige Osmanen gekommen. Hier in der Strandsha-Wildnis kriegen sie eine Flasche Yeni Raki und Bier auf den Tisch.

Die Hügel des Strandsha-Gebirges

Der Aufstieg zieht sich, es gibt immer mal wieder ein paar Abfahrten, die muss ich dann aber wieder rauf. Immer wieder stehen offen gelassene rostige Transporter am Straßenrand, manchmal steckt sogar noch der Schlüssel. Dahinter im Wald sehe ich Gruppen von Flüchtlingen. Sie bereiten sich wohl auf eine Wanderung über die grüne Grenze im Strandsha-Gebirge vor? Für den türkischen Grenzübergang ist dann eine Höhe von 685 Meter ausgewiesen. Die Straßenbreite wird vor dem Grenztor auf ein Viertel minimiert. Die Abwicklung ist zügig und für mich als bisikletçiler problemlos. Noch vor der bulgarischen Passkontrolle gibt es wieder die Desinfektionswanne wie 1993. Jetzt wird das Fahrzeug aber zusätzlich besprüht, Kostenpunkt 3 EUR für einen polnischen Touristen. Die Begründung für die Desinfektionsanlage steht auch in deutsch dran: Hier wird die EU seit 2014 vor der Afrikanischen Schweinepest geschützt. Auf türkischer Seite sind mir kurz vor der Grenze Achtungsschilder vor Wildschweinen aufgefallen. Möge uns der außerordentlich hohe Grenzzaun, der sich links im Wald bei der Anfahrt zum türkischen Übergang entlang zieht, auch vor der türkischen Wildsau schützen.

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